Cloud-basierte Dienste sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob Streaming-Dienste, Smartwatches oder Messenger-Apps – wir haben uns längst an ihre ständige Verfügbarkeit und Benutzerfreundlichkeit gewöhnt. Wenn also alles in die Cloud geht, warum nicht auch das Product Lifecycle Management (PLM)? PLM in der Cloud eröffnet neue Möglichkeiten jenseits traditioneller, lokaler Systeme und bietet Unternehmen eine moderne, flexible Lösung für die Herausforderungen der digitalen Welt.
Um die Vor- und Nachteile von PLM in der Cloud zu erfassen, ist es zunächst wichtig, das Konzept des Product Lifecycle Managements (Abkürzung: PLM) zu verstehen, bevor die besonderen Merkmale einer cloudbasierten Lösung betrachtet werden.
Der Begriff des Product Lifecycle Management (PLM) bezeichnet eine systematische Verwaltung produktbezogener Daten über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von der ersten Idee, der Planung und Entwicklung über die Herstellung, Vermarktung und Wartung eines Produktes bis hin zu seiner Entsorgung. Dafür kommen PLM-Systeme zum Einsatz, die Unternehmen dabei unterstützen, diese komplexen Prozesse effizient zu steuern und zu optimieren.
Bei PLM in der Cloud handelt es sich um ein System zur Verwaltung und Steuerung des gesamten Produktlebenszyklus, das über eine cloudbasierte Infrastruktur bereitgestellt wird. Ein Beispiel hierfür ist Siemens Teamcenter mit der cloudbasierten Teamcenter X-Variante. Dabei werden alle Phasen, von der Produktentwicklung über die Produktion bis hin zum Vertrieb und der Ausmusterung, digital erfasst und organisiert. Somit sind die Daten und Prozesse zentralisiert in der Cloud verfügbar, was einen Zugriff über eine Internetverbindung ermöglicht.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Cloud nicht gleich Cloud ist! Cloud-Technologien bieten unterschiedliche Ausbaustufen und technologische Möglichkeiten. Hierbei wird zwischen Private und Public Cloud-Lösungen sowie zwischen Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Software-as-a-Service (SaaS) unterschieden. Welche Lösung für ein Unternehmen am besten geeignet ist, hängt von der individuellen Ausgangssituation und den spezifischen Anforderungen ab.
Bei dem Betrieb von IT-Lösungen für die Produktentwicklung stehen Unternehmen vor zahlreichen Herausforderungen, die es für sie zu beachten gilt.
Oft existieren im Unternehmen bereits Richtlinien und Präferenzen für den Einsatz von Software-as-a-Service (SaaS), die bei der Auswahl einer PLM-Plattform berücksichtigt werden müssen. Diese Vorgaben können die Auswahl und Flexibilität bei der Implementierung stark beeinflussen.
Der Aufbau und die Pflege einer eigenen IT-Infrastruktur für ein PLM-System erfordern erhebliche Investitionen in Hardware und Software. Diese finanziellen Belastungen können insbesondere für kleinere Unternehmen eine große Herausforderung darstellen.
Die Administration und Wartung eines PLM-Systems erfordern umfassende IT-Ressourcen. Dies betrifft nicht nur die regelmäßige Systempflege, sondern auch die Behebung von Problemen und Anpassungen, die oft viel Zeit und Fachwissen in Anspruch nehmen.
Regelmäßige Updates sind notwendig, um ein PLM-System auf dem neuesten Stand zu halten und neue Funktionen sowie Sicherheitsverbesserungen zu integrieren. Diese Aktualisierungen können jedoch zeitaufwendig sein und den laufenden Betrieb beeinträchtigen.
On-Premise gehostete PLM-Systeme können den Zugriff auf Daten aus externen Standorten oder im Homeoffice einschränken. Dies erschwert das mobile Arbeiten und die effektive Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Standorten oder verteilten Teams.
Fragen zur Sicherheit der betriebenen IT-Lösungen sind oft ein kritischer Punkt bei der Auswahl eines PLM-Systems. Die Unsicherheit über den Schutz sensibler Unternehmensdaten kann zu erheblichen Bedenken und Risiken führen, die nicht zuletzt in einem Hackerangriff, verschlüsselten Daten und Datenverlust enden können.
PLM in der Cloud bietet zahlreiche Möglichkeiten, aber nicht jede Cloud-Lösung ist gleich. So gibt es unterschiedliche Ansätze und Modelle, die sich in ihrer Struktur und ihrem Einsatzgebiet erheblich unterscheiden. Es ist also wichtig, die verschiedenen Arten von Cloud-Lösungen und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile zu verstehen, um die richtige Wahl für die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens zu treffen.
Bei der Auswahl der passenden Cloud-Lösung müssen Unternehmen zwischen Public Cloud und Private Cloud unterscheiden, da beide Technologien unterschiedliche Vorteile bieten.
Public Cloud umfasst Dienste von Anbietern wie AWS, Azure, Google Cloud oder auch von mittelständischen Unternehmen wie z. B. MAIT.Cloud, die über das Internet zugänglich sind. Die gemietete Infrastruktur wird im jeweiligen Rechenzentrum des Anbieters bereitgestellt. Hierbei teilen sich zumeist mehrere Kunden dieselbe Infrastruktur, die von dem Cloud-Anbieter bereitgestellt wird. Es ist jedoch auch möglich, Server zu beziehen, die exklusiv dem eigenen Unternehmen zur Verfügung stehen. Sie bieten hohe Skalierbarkeit und Flexibilität, sind schnell um zusätzliche Ressourcen erweiterbar und bieten aus infrastruktureller Sicht kalkulierbare Investitionen und kontinuierlich anfallende Kosten.
Private Cloud bezieht sich auf eine eigene Infrastruktur, die das Unternehmen selbst anschafft und selbstständig im eigenen Rechenzentrum betreibt. Diese Lösung wird vor allem bei Kunden eingesetzt, die zudem eine Virtual-Desktop-Infrastruktur (VDI) betreiben, um den Zugriff auf ihre Unternehmensdaten von überall und von jedem Endgerät unter Berücksichtigung der Sicherheitsstandards und Berechtigungssteuerung über virtuelle Desktops ermöglichen wollen. Diese Lösung bietet höhere Kontrolle und Sicherheit, was sie ideal für Unternehmen mit speziellen Sicherheitsanforderungen oder strengen Regulierungen macht.
Die Hybrid Cloud ist eine Mischform aus Public Cloud, Private Cloud und/oder On-Premise Installationen, die die Vorteile miteinander kombinieren. Gerade mittelständische Unternehmen schätzen die Kombination aus Sicherheit und Flexibilität, die es ihnen ermöglicht, auf wechselnde Marktbedingungen schnell zu reagieren, ohne Kompromisse bei der Datensicherheit einzugehen.
Bei der Entscheidung für Cloud-Technologien können Unternehmen zwischen verschiedenen Service-Modellen wählen. Diese stehen neben der traditionellen On-Premise-Lösung.
Bei dem Modell Infrastructure as a Service (IaaS) ist die Infrastruktur ausgelagert. Unternehmen können also virtuelle IT-Ressourcen wie Server, Speicher und Netzwerke über die Cloud nutzen. Anbieter wie AWS, Azure oder Google Cloud ermöglichen es, diese Infrastruktur nach Bedarf zu skalieren, ohne in eigene Hardware investieren zu müssen (vgl. Public Cloud). Der Betrieb der Softwarelösung auf der IaaS Plattform obliegt weiterhin dem Kunden und bietet, wie On-Premise Lösungen auch, ein Maximum an Anpassbarkeit und Schnittstellenoptionen.
Bei Software-as-a-Service (SaaS) sind die Infrastruktur sowie der gesamte Betrieb der Softwarelösung inkl. Wartungsaufgaben ausgelagert, sodass Unternehmen den kompletten Betrieb der Lösung nicht mehr übernehmen müssen. Anpassungen und Schnittstellen sind hierbei jedoch ggf. eingeschränkt, nur über den SaaS Anbieter verfügbar und müssen einzeln nach Bedarfsfall betrachtet werden.
Im Gegensatz dazu steht On-Premise als nicht Cloud-Lösung, bei dem alle IT-Ressourcen und Software innerhalb des Unternehmens in der eigenen Serverlandschaft betrieben werden. Diese Lösung bietet maximale Kontrolle und Anpassungsfähigkeit, erfordert jedoch hohe Investitionen in Hardware und kontinuierliche Wartung sowie eine fortwährend aktuelle IT-Security-Strategie.
Die Wahl zwischen IaaS, SaaS und On-Premise hängt von den spezifischen Anforderungen des Unternehmens hinsichtlich Flexibilität, Kosten und Kontrolle ab.
Cloud-Technologien spielen eine zentrale Rolle bei der Flexibilisierung der Geschäftspraktiken im Maschinen- und Anlagenbau. Laut dem Cloud-Monitor 2023, den das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG im Digital Engineering Magazin vorgestellt hat, setzen viele Unternehmen dieser Branche dafür auf hybride Cloud-Lösungen. So nutzen 71 % der befragten Firmen eine solche hybride Lösung, während nur eines von zehn Unternehmen ausschließlich auf Public-Cloud-Modelle setzt. Dies könne unter anderem an den schwer zu migrierenden Altsystemen in vielen Fertigungsunternehmen liegen sowie an den speziellen Anforderungen der Branche an Systeme und Softwarelösungen. Jedes zweite der befragten Maschinen- und Anlagenbauunternehmen verfolge inzwischen einen Cloud-First-Ansatz, um interne Prozesse zu digitalisieren und so schneller auf Marktveränderungen reagieren sowie Ressourcen effizienter einsetzen zu können. Sicherheit, Compliance, Leistungsfähigkeit und Stabilität seien dabei entscheidende Kriterien bei der Auswahl eines Cloud-Anbieters.
Cloud-gestützte PLM-Lösungen bieten Unternehmen eine Reihe von Vorteilen, da sie sowohl die Effizienz als auch die Flexibilität steigern. Einer der Hauptpunkte ist dabei die Kosteneffizienz: So müssen Unternehmen keine teure Hardware und Infrastruktur vor Ort betreiben und warten, was zu erheblichen Einsparungen bei den IT-Kosten führt. Stattdessen zahlen sie nur für die tatsächlich genutzten Ressourcen, was zudem eine flexible Skalierbarkeit ermöglicht.
Ein weiterer Vorteil liegt in der optimierten Zugänglichkeit und verbesserten Zusammenarbeit, wenn Mitarbeitende und Partner von überall auf das PLM-System zugreifen können. Die daraus resultierende Echtzeit-Kollaboration sorgt zudem für verkürzte Entwicklungszeiten. Außerdem können Cloud-PLM-Lösungen schneller implementiert werden, da keine umfangreiche Infrastruktur vor Ort erforderlich ist. Im Falle von SaaS Lösungen, werden Updates zudem automatisch bereitgestellt, sodass stets die neueste Version der Software genutzt wird.
Auch im Bereich von Sicherheit und Compliance weisen Cloud-PLM-Lösungen einige positive Aspekte auf: Cloud-Anbieter investieren zumeist in hochmoderne Sicherheitsmaßnahmen und unterstützen branchenspezifische Compliance-Anforderungen. Zudem ermöglicht es die Flexibilität und Innovationskraft der Cloud Unternehmen, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und schafft einen Zugang zu den neuesten Technologien wie KI und IoT. Durch das abonnementbasierte Modell behalten Unternehmen zudem eine bessere Kostenkontrolle und vermeiden unerwartete Ausgaben.
Schließlich bieten Cloud-PLM-Lösungen eine hohe Betriebsstabilität sowie Wiederherstellungsfähigkeit im Katastrophenfall durch sichere Backups und garantierte hohe Verfügbarkeit. Sie lassen sich zudem leicht mit anderen Cloud-basierten Anwendungen integrieren und bieten API-Schnittstellen, die eine nahtlose Verbindung zu bestehenden Geschäftsprozessen ermöglichen. Diese umfassenden Vorteile machen Cloud-PLM-Lösungen zu einer zukunftssicheren Wahl für Unternehmen, die in einer dynamischen und zunehmend digitalen Welt bestehen wollen.
Der Umzug eines PLM-Systems in die Cloud kann Unternehmen zahlreiche Vorteile bieten, wie zum Beispiel Kosteneinsparungen, erhöhte Flexibilität und eine verbesserte Zusammenarbeit. Die Möglichkeit, auf moderne Technologien und Innovationen zuzugreifen, stärkt zudem die Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend digitalisierten Markt. Dennoch sollten Unternehmen die spezifischen Anforderungen und potenziellen Risiken sorgfältig prüfen, bevor sie sich für eine Cloud-Lösung entscheiden, um sicherzustellen, dass diese den individuellen Bedürfnissen und Sicherheitsanforderungen gerecht wird.
Sie möchten mehr über PLM in der Cloud erfahren und möchten wissen, was es dabei zu beachten gibt? Dann nehmen Sie an unserer kostenlosen Online-Session „Was ist… PLM in der Cloud?“ am 24. September 2024 um 9.30 Uhr im Rahmen unseres virtuellen Events PLM 360° gemeinsam mit MAIT und Siemens Digital Industries Software teil. Werfen Sie auch einen Blick auf unsere zahlreichen weiteren spannenden Sessions zum Thema PLM.